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Via Culturalis

Via Culturalis Cologne:
Die Vision einer neuen Stadtmitte

Mit der geplanten Neugestaltung der zentralen Achse soll das Gebiet deutlich aufgewertet werden. Der Kölner Publizist Michael Wienand und der Architekt Kaspar Kraemer haben in Zusammenarbeit mit den Planern die inspirierendsten Bauprojekte zusammengestellt, um der Öffentlichkeit ihre Vision einer neuen Innenstadt vorzustellen.

Wir sind stolz, mit einer Vielzahl von Visualisierungen unseren Beitrag geleistet zu haben und bedanken uns herzlich bei den Initiatoren dieses zukunftweisenden Projektes.

„Köln bewegen“

Die Vision einer neuen Stadtmitte
von Matthias Hamann

Text aus der Broschüre zum Buch „Köln Gold“

Die Kölner lieben ihre Stadt und besingen sie in zahllosen Liedern. Gleichzeitig
beklagen sie aber zu Recht die noch immer sichtbaren Folgen der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und die Sünden des hastigen Wiederaufbaus inmitten einer teils aus dem Mittelalter stammenden Bausubstanz und Stadtstruktur. Köln ist arm an schön gestalteten Plätzen mit hoher Aufenthaltsqualität. 

Dabei öffnet sich in seiner Mitte ein Stadtquartier, dessen kulturelle Dichte einzigartig ist. Bereits 1999 prägte Oswald M. Ungers, der Kölner Architekt des Wallraf-Richartz-Museums, einen Begriff für den 800 Meter langen Weg zwischen dem Dom im Norden und der romanischen Basilika St. Maria im Kapitol im Süden: »Via Culturalis«. 

Seither gibt es Planungen, die 2000 Jahre Stadtgeschichte an dieser Achse erfahrbar zu machen. Der einmaligen Chance, »Stadtreparatur« auf hohem Niveau vor zu nehmen, widmet Michael Wienand, tatkräftig unterstützt durch den Architekten Kaspar Kraemer, diese Broschüre als Teil des großen Buchvorhabens KölnGold. Durch wahrhaft visionäre Bilder – fußend auf den Plänen der beteiligten Architekten und des Stadtplanungsamtes und erstellt durch Martin Hennrich mit HHVision – soll die Broschüre zeigen, was möglich und zu erwarten ist, wenn man die Kraft aufbringt, diese Visionen in die Tat um zusetzen

Wer Kölns Mitte erkundet, bewegt sich fast durchgängig auf einem mittelalterlichen Stadtgrundriss, in dem leicht geschwungene und ungleich breite Straßen räume abwechseln mit kleinen Plätzen. Dazwischen erheben sich Bauten von hoher ästhetischer Kraft. Es sind solitäre Edelsteine, denen jedoch oft ein Bezug zueinander, eine wertige Umgebung und eine Fassung fehlt: ein Nebeneinander der Zeitschichten, wie es für Köln charakteristisch ist.

Unter dem Gassengewirr liegt die Tiefenschicht des antiken Kölns: private, sakrale und herrschaftliche Räume in strengem Raster. Noch heute verlaufen im Umfeld der Via Culturalis drei Achsen parallel von Nord nach Süd, von Querungen durchzogen: Die Kulturachse in der Mitte, die Einkaufsmeilen um die Hohe Straße und östlich zum Rhein hin die Vergnügungsorte der Altstadt. Kunst, Kommerz und Kölsch liegen auf engstem Raum nebeneinander. Köln war über Jahrhunderte hinweg Bürgerstadt, von Mauern eingeengt, ohne die urbanistische Gestaltungsmacht eines weltlichen oder kirchlichen Herrschers, doch mit starken Interessen Einzelner. Die Schleifung des Festungsgürtels führte zu moderneren Wohnvierteln und Wirtschaftszonen außerhalb, verbunden durch neue Ringstraßen und Straßenachsen. Im Herzen der Stadt, diesem seit Jahrhunderten pluralistischen Gefüge, herrschten jedoch Enge – und Nachlässigkeit. 

Die Versuche der frühen Nachkriegszeit, das gewachsene Geflecht mit umwälzenden Maßnahmen verkehrsgerecht werden zu lassen, hat zu brachialen Achsen und Schneisen unter dem Diktat des motorisierten Verkehrs geführt, der selbst die Herzkammern der Stadt durchströmen durfte und bald die feinsinnigen Schöpfungen des Wiederaufbaus zu Marginalien entlang der Autostraßen werden ließ. Die Innenstadt wurde zur Insel. Mit dem Umfang der Stadt und des Verkehrs wuchs die soziale Bedeutung des eigenen Viertels: des Veedels als Schutzraum. 

Auch die Bauprojekte der letzten Jahrzehnte ließen Wohn- und Geschäftsviertel im Stadtgebiet dort entstehen, wo Industrie und Gewerbe sich zurückgezogen hatten, so etwa im Mediapark, Rheinauhafen und Gerlingquartier, in Braunsfeld, Mühlheim und Raderberg. Endlich haben sich nun Stadtgesellschaft, Kulturakteure, Investoren, Geschäftsleute und Verwaltung zusammengefunden, um auch der vernachlässigten Innenstadt ein eigenes Gesicht zu geben. Dem umfangreichen Planungsprozess sollen jetzt Taten folgen.

In den kommenden Jahren entstehen entlang der Via Culturalis Plätze und Bauten neu, in der für Köln eigenen Mischung aus öffentlich und privat. Aus dem Nebeneinander entwickelt sich ein urbanes Miteinander, in einem attraktiven Quartier, das die Aufenthaltsqualität in den Mittelpunkt stellt. Daher kommt den Plätzen der Via Culturalis eine so tragende Rolle zu, als urbane Ausdrucksform für Dialog, Netzwerk und Öffentlichkeit. Das Engagement der Stadtgesellschaft wird Kölns Mitte in Begrünung, Beleuchtung und Pflasterung, durch Verkehrsberuhigung, architektonisch anspruchsvolle Neubauten und Inszenierung der Baudenkmäler zu neuem Glanz verhelfen. Dank der Neuordnung gewinnt der Stadtraum die Bedeutung, und den Rang wieder, die ihm die Geschichte verleiht.

Die Vision

Roncalliplatz

Roncalliplatz: Domhotel

Roncalliplatz: »Historische Mitte«

Kurt-Hackenberg-Platz

Am Hof, Laurenz-Carré

Theo-Burauen-Platz

Alter Markt

Rathausplatz

Augustusplatz

Quatermarkt

Günter-Wand-Platz

St. Maria im Kapitol

1

Roncalliplatz

Der einstige Domhügel wurde nach 1880 als Platz gestaltet und nach dem Zweiten Weltkrieg vom Verkehr befreit, um die Domplatte zu schaffen. Sie ist Freilichtbühne und Kulturfläche zugleich.

In Jahrtausenden der Siedlungsgeschichte hat diese Fläche vieles gesehen: steinzeitliche Siedlung, Richtstätte, Parkplatz, Weihnachtsmarkt … Die Geländeanhebung für die Domplatte schuf eine Anbindung der Kathedrale an den Stadtraum. Der Platz wurde zu Ehren Papst Johannes XXIII. mit dessen Familiennamen benannt und ist zwischen Dom, Hotel und Museen Freilichtbühne und Identifikationsort zugleich.

2

Roncalliplatz: Domhotel

Lange Zeit und bald wieder: das erste Haus am Platz. Das sanierte Dom Hotel mit seiner eleganten Dachlandschaft entfaltet sich aufs Neue zum feinen touristischen Highlight.

Mata Hari, Zarah Leander und Peter Ustinov waren zu Gast im Dom Hotel, einem der ältesten Grandhotels in Europa. Nach aufwendiger Sanierung erstrahlt die Fassade der Gründerzeit neu, lädt mit Kolonnaden im Erdgeschoss zum Bummel in Luxusgeschäften ein oder belohnt den Besuch im Roof-Top-Restaurant mit Domblick. Die bauliche Umgebung verlangt nach Sensibilität. Die Neugestaltung verzichtet auf den Wiederaufau des ursprünglichen Mansarddaches zugunsten der nach dem Krieg präferierten Flachdachausbildung der Domumgebung.

3

Roncalliplatz: »Historische Mitte«

Der Museumsneubau der »Historischen Mitte« wird der reichen Kölner Geschichte einen würdigen Raum bieten und den Südwesten des Roncalliplatzes aufwerten.

Die Via Culturalis eröffnet mit einem Paukenschlag: dem Bau der »Historischen Mitte«. Am einstigen Ort des Bischofspalastes nimmt der Neubau das Stadtmuseum, das Dombauarchiv und die Studiensammlung des angrenzenden Römisch-Germanischen Museums auf und bildet dazwischen einen neuen Platzraum. Das denkmalgeschützte Gebäude des RGM links bezeichnet Lage und Größe der antiken Villa mit dem Dionysosmosaik. Das Platzgeviert folgt der Stringenz des römischen Straßennetzes, angereichert von Heinz Macks Himmelssäule als Eckpfeiler, und lädt die Flaneure zum Verweilen ein.

4

Kurt-Hackenberg-Platz

Hier ist der Gestaltungsanspruch, der die Via Culturalis durchziehen soll, schon Wirklichkeit. Wie ein Scharnier ist der Platz zwischen Museen und Philharmonie gespannt.

Der neu gestaltete Platz, benannt nach dem legendären Kölner Kulturdezernenten, nimmt ästhetisch die Zukunft des ganzen Quartiers vorweg. Mit Philharmonie und Rhein im Rücken und Blick auf Dom und drei Museen schafft er einen Ruheort zwischen kulturellen Flaggschiffen. Die japanischen Schnurbäume sind eine Referenz an den ehemaligen Bischofsgarten, der Brunnen erinnert an die uralte Aufgabe von Plätzen, den Menschen kostenlos Trinkwasser zu bieten.

5

Am Hof, Laurenz Carré

Der Neubau des Laurenz Carrés bildet den Auftakt der Straßenachse, die zur Via Culturalis werden wird. Er erinnert an die Architektur der 1920er Jahre und erhält eine beruhigte Verkehrsführung.

Mit zeitloser Grandezza reagiert der Kopfbau des Laurenz Carrés auf seine Umgebung und knüpft gestalterisch an die 1920er Jahre an, die auch in Köln eine goldene, experimentelle Seite hatten. Hier beginnt der Straßenzug der Via Culturalis, und hier kreuzt der neu gegliederte Straßenzug Am Hof als eine der drei Querachsen des Quartiers. Die Parkplätze sind verschwunden, alle Verkehrsteilnehmer nun gleichberechtigt. Das Verkehrskonzept der Via Culturalis wird mit Entschleunigung in die Zukunft weisen.

6

Theo-Burauen-Platz

Das anspruchsvolle Nachkriegsensemble von Platz, Spanischem Bau und Senatshotel inmitten der Via Culturalis wirkt wie ein Schmuckstück, das eine neue Fassung bekommt.

Das beherzte Aufräumen entlang der Via Culturalis offenbart die Qualität des vorhandenen Baubestandes. Der nach dem langjährigen Oberbürgermeister benannte Platz mit seinem intarsienhaften Granitbelag trägt die Energie des Theo-Burauen-Brunnens weiter, ein pulsierendes Symbol für den Kölner Wiederaufbau im Herzen des Ensembles. Im Süden symbolisiert der Spanische Bau mit den Fenstern des Ratssaales demokratische Offenheit, gleich nebenan ist das Senatshotel geschmackvolle Herberge und gute Stube der Nachkriegszeit, in dem sich Kölner Familien zu Tanz und Vergnügen trafen.

7

Alter Markt

Neben dem Rathausturm erhebt sich das »Rote Haus«, das Hotel, Ladenlokal und Zugang zur neuen U-Bahn-Linie unter der Altstadt vereint.

Es war eine der markantesten Baulücken der Kölner Innenstadt, die Brachfläche von 316 qm direkt neben dem Rathausturm. Hier befand sich bis 2005 das »Rote Haus«, das dem Bau der U-Bahn weichen musste, und hier steht nun in geschichtsträchtiger Umgebung ein Neubau mit regem Innenleben. Aufzüge und Stufen führen zur neu geschaffenen U-Bahnhaltestelle darunter. Die Treppe zum Rathausplatz darüber dient Tausenden täglich als Passage zwischen Kultur an der Via Culturalis und Kölsch am Alter Markt.

8

Rathausplatz

Ein Dialog der Jahrhunderte: Zwischen Renaissance und Gegenwart – Loggia und MiQua – erhält der historische Rathausplatz ein neues Gesicht, das zwischen Machtzentrum und historischem Erbe vermittelt.

Wie die Spitze eines Eisbergs überragt der Museumsneubau das Pflaster aus Grauwacke und bildet ein markantes Gegengewicht zur Renaissancelaube des Rathauses. Vitrine und Schutzbau für die wertvollen archäologischen Funde darunter, die ein 600 Meter langer archäologischer Parcours erschließt, verleiht das MiQua dem ehemals jüdischen Viertel im Herzen der Stadtkontur. Es gibt dem Stadtviertel seinen Charakter zurück, das um das Rathaus seit jeher dicht bebaut und nie eine offene Fläche war.

9

Augustusplatz

Flankiert von zwei Museen und dem Rathaustrakt, bildet der neu geschaffene Augustusplatz genau auf der Mittelachse der Via Culturalis den kommunikativen Treffpunkt des neuen Zentrums.

Mit kaiserlichem Namen beansprucht er die Rolle des Primus inter pares, des ersten Platzes unter vielen, im engen Geflecht der Via Culturalis. Und wirklich: Der Augustusplatz verbindet im Herzen des Quartiers drei für Köln zentrale Bauensembles. Nördlich erhebt sich das MiQuA über dem jüdischen Viertel des Mittelalters, südlich das Wallraf-Richartz-Museum mit seinem Erweiterungsbau für die Sammlung Corboud. Dessen Ziegelmauerwerk wirkt wie ein Zitat römischer Architektur und kontrastiert mit dem Verwaltungstrakt des Historischen Rathauses gegenüber.

10

Quatermarkt

Der historische Straßenzug Quatermarkt bekommt dank eines Hotelneubaus – gegenüber von Wallraf-Richartz-Museum und St. Alban – einen ansprechenden Ruheort für die zahlreichen Gäste der Domstadt.

Auf der Brachfläche des Quatermarktes, benannt nach der mittelalterlichen Patrizierfamilie Quatermarc, standen einst die städtische Münze und ein Hochzeitshaus. Ein Hotelneubau mit klarer Formensprache und einladend gestalteten Freiflächen wird den Beginn der Wiederaufwertung markieren, der wichtigen Achse urbanes Flair verleihen und den Straßenraum mit Gürzenich, Alt St. Alban und WRM neu fassen.

11

Günter-Wand-Platz

Tanzhaus, Tagungszentrum und Weiheort des Karnevals zugleich, bietet der Gürzenich vor seiner hoheitsvollen Fassade bald einen neu gestalteten Platz, der zur Shoppingpause einlädt.

An der Gürzenichstraße öffnet sich die Via Culturalis zum Günter-Wand-Platz und lässt den späteren Gesamtraum erahnen. Von Gürzenich im Norden und Gürzenich Quartier im Süden flankiert, bildet der Platz den Mittelabschnitt dieser historischen Verbindung vom Heumarkt zu den Einkaufsmeilen Hohe Straße und Schildergasse westlich davon und ist vor dem Gürzenich mit seinem modernen Glasaufzug eine willkommene Ruhezone. Der Gesamtraum wird mit homogenem Straßenbelag zu einer Einheit zusammengefasst, von marktschreierischen Schildern befreit und von zurückhaltenden Leuchtquellen erhellt.

12

St. Maria im Kapitol

Die Kirche bildet den Abschluss der Via Culturalis und erscheint hier mit einer Freitreppenanlage, die bislang reine Vision ist. Sie wäre ein würdiger Aufgang zu dem Baukomplex des Mittelalters.

Den südlichen Auftakt der Kulturachse bildet das Areal von St. Maria im Kapitol, historisch gesehen ein angemessener Gegenpol zum Hohen Dom am Nordende – nicht aber städtebaulich. Zweckbauten der 1950er Jahre verstellen den Blick, eine Mauer den Weg zum sehenswerten romanischen Kirchenbau. Rück- und Neubauten sollen Platz für eine Freitreppe schaffen, die von der Pipinstraße zum antiken Kapitolplateau hinaufführt und den Beginn einer Neugliederung des umliegenden Stadtraums mit seinen Plätzen markiert – auch ihnen täten die Gestaltungsideen, wie sie die Via Culturalis durchziehen, gut.

Via Culturalis – Beteiligte Architekten

1

Roncalliplatz:
Fritz Schaller, Köln, 1970

2

Entwurf Umbau Dom Hotel:
ingenhoven architects, Düsseldorf

RGM:
Heinz Röcke und Klaus Renner, Braunschweig, 1974
Heinz Mack:
Himmelssäule, 1984
Entwurf Historische Mitte:
Staab Architekten, Berlin

Kurt-Hackenberg-Platz:
Günther Vogt, Zürich, 2018

Entwurf Laurenzquartier:
kister scheithauer gross, Köln
und Leipzig

Spanischer Bau: Theodor
Teichen, Köln, 1954–1956
Senatshotel: Wilhelm Koep,
Köln, 1958
Theo-Burauen-Brunnen:
Klaus Albert, Köln, 1971

Entwurf »Rotes Haus«:
Circle Development, Köln, und DeweyMuller, Köln und Luxemburg

Entwurf MiQua: Wandel Lorch Architekten, Saarbrücken
Rathausloggia: Wilhelm Vernukken, 1569–1573

Entwurf Augustusplatz:
topotek 1, Berlin
WRM, Ungers-Bau:
Oswald Mathias Ungers, Köln, 2001
Entwurf Erweiterungsbau:
Christ & Gantenbein, Zürich
Entwurf MiQua:
Wandel Lorch Architekten, Saarbrücken
Verwaltungstrakt Rathaus:
Karl Band / Eduard Weiler, Köln, 1960–1972

10 

Entwurf Hotel:
Landes & Partner, Frankfurt

11 

Entwurf Günter-Wand-Platz:
Büro RMP Stephan Lenzen, Bonn

12

Entwurf Treppenanlage:
Stadt Köln und HHVision, Köln

Vision pictures: HHVision, Cologne
Virtuelles Modell der Kirche St. Maria im Kapitol: Andre Gansel, Hamburg
Black-and-white photographs: Achim Bednorz, Cologne